1987 fing es klein an: Im Alabama und in der Markthalle in Hamburg wurden bei der ersten Ausgabe Horrorklassiker und Genrepremieren gezeigt, zwischendurch spielten Punkbands. Zeitsprung in die Gegenwart: Das Fantasy Filmfest geht in seine 34. Runde und ist inzwischen eine feste Größe in der deutschen Medienlandschaft. In Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart findet das Genrefilmfestival inzwischen statt, zwischenzeitlich wurden auch immer mal wieder Städte wie Bochum, Dortmund und Hannover bespielt, doch dort konnte das FFF wegen mangelndem Besucherinteresse keinen Fuß fassen – im Gegensatz zu seinen erprobten Veranstaltungsorten. Außerdem findet mit den Fantasy Filmfest Nights und den Fantasy Filmfest White Nights zwei wochenendlange Ableger im Winter und Frühjahr statt, ehe im Herbst das Hauptfestival angesagt ist.
Vom 23. bis zum 27. September gastiert das FFF in Köln wie gewohnt in der Residenz. Im Krisenjahr 2020 muss das eingespielte Team rund um Festivalgründer Rainer Stefan jedoch ein wenig umstellen: Anstatt rund 50 Filme an elf Tagen zu zeigen, sind es dieses Jahr 21 Filme an fünf Tagen.
Kurator und Co-Direktor Artur Brzozowski berichtet von der turbulenten Organisation unter Corona-Bedingungen: „Die Planung der aktuellen Edition des FFF war in der Tat sehr ungewöhnlich; wir wussten die ganze Zeit nicht, ob und wann das Festival stattfinden kann. Auch die Hygieneregeln sind in jedem Bundesland unterschiedlich und ändern sich oft. Da wir unsere Veranstaltung in sieben Städten und sechs Bundesländern haben, war das wirklich wie ein Krimi.“ Es half, dass man im Juli schon die Fantasy Filmfest Nights nachgeholt hatte. „Dort konnten wir die Abläufe schon in klein erproben. Da alles gut verlief, haben wir uns entschieden das Hauptfestival durchzuziehen“, erzählt Brzozowski. „Da wir aber als nicht-subventioniertes Festival wirtschaftlich arbeiten müssen, haben wir uns dazu entschieden eine abgespeckte Variante auf die Beine zu stellen und zeigen 21 anstelle der üblichen 52 Filme.“
Auch der seit 2006 verliehene Fresh Blood Award, der im Rahmen des Festivals für besonders gelungene Erstlings- und Zweitlingswerke vergeben wird, musste bei angesichts des eingedampften Spielplans entfallen. „Dafür bräuchten wir minimum sieben Debütfilme. Bei insgesamt 21 Filmen könnte es zu sehr das gesamte Programm beeinflussen“, erläutert der Kurator die Entscheidung. Auch der traditionelle Kurzfilmslot „Get Shorty“ ist dieses Jahr nicht eingeplant.
Ansonsten bleibt sich das Festival trotz des eingeschränkten Rahmens treu, wieder sind für Eröffnungs- und Abschlussfilm sowie Centerpiece besondere Filme ausgewählt. Den Auftakt bestreitet dieses Jahr die schräge Fantasy-Komödie Palm Springs (2020), die auch schon beim Sundance Festival zu sehen war. Lonely-Island-Comedian Andy Samberg und Cristin Milotti erleben als Hochzeitsgäste ihren persönlichen Murmeltiertag, als sie in eine Zeitschleife geraten und mit den Möglichkeiten des zeitlichen Resets spielen. Als Centerpiece ist die durchaus gewalttätige Außenseiterromanze Dinner in America (2020) zu sehen. Kyle Gallner als kettenrauchender Rebell und Emily Skeggs als ungelenkes Mobbing-Opfer finden einander, ehe sie sich auf den gemeinsamen Lebensweg machen, der als erstes zu einem Punkkonzert führt. Ebenfalls dem Komödiengenre ist der Abschlussfilm Bloody Hell (2020) zuzuordnen, der aber die derbere Partykracherschiene bedient. Vom Programmheft als „Gore-Comedy“ angekündigt, geht es um den frisch aus dem Knast entlassenen Rex, der seiner inneren Stimme folgt und die USA gen Finnland verlässt. Keine gute Idee der inneren Stimme, denn bald gibt es Tote und Rex hängt im Folterkeller von der Decke.
Der Rest des Programms bietet die FFF-typische, wilde Mischung, bei der Mainstream neben Midnight Movies steht, Arthouse auf Grindhouse trifft. Die neuen Werke einiger Dauergäste sind dieses Jahr am Start: Von Neil Marshall (The Descent, 2005; Doomsday, 2008) kommt der historische Hexenjagd-Rachethriller The Reckoning (2020), Um-die-Ecke-Denker Quentin Dupieux (Rubber, 2010; Wrong Cops, 2013) hat mit Mandibles (2020) die nächste seiner abgedrehten Komödien abgedreht, in der zwei Volltrottel eine Riesenfliege im Kofferraum eines geklauten Autos vorfinden. Außerdem sind Filme aus aller Herren Länder am Start: In dem norwegischen Taucherthriller Breaking Surface (2020) muss die Protagonistin ihre Schwester mit Luft versorgen, die nach einem Unfall in der Tiefe festsitzt, in der taiwanesischen Horror-Comedy Get the Hell Out (2020) bricht die Zombiesuche im Parlament aus, während der russische Sputnik (2020) von einem mörderischen Alien erzählt, das im Jahr 1983 auf der Erde abstürzt. David-Cronenberg-Sohn Brandon erzählt in seinem Zweitlingswerk Possessor (2020) von einer Auftragskillerin, welche die Körper anderer Leute übernehmen und für ihre Zwecke nutzen kann, und schreibt damit den Body-Horror seines berühmten Vaters fort. Politsatirenprofi Armando Iannucci (In the Loop, 2009; The Death of Stalin, 2017) begibt sich auf neues Terrain, wenn er mit The Personal History of David Copperfield (2019) den Charles-Dickens-Klassiker bildgewaltig und mit Starbesetzung verfilmt. Und wer lieber krudes Mitternachtskino sehen will, der wird mit Filmen wie Slaxx (2020) und PG: Psycho Goreman (2020) bedient. In ersterem mischt eine mordende Jeanshose (!) ein Bekleidungsgeschäft auf, in letzterem erlangen zwei Kids die Befehlsgewalt über einen mörderischen Alien-Warlord – als blutig-splattriges Partykino sind beide angelegt.
Das komplette Programm, Möglichkeiten zum Ticketerwerb und alle weiteren Infos gibt es auf derHomepage des Festivals.
1987 fing es klein an: Im Alabama und in der Markthalle in Hamburg wurden bei der ersten Ausgabe Horrorklassiker und Genrepremieren gezeigt, zwischendurch spielten Punkbands. Zeitsprung in die Gegenwart: Das Fantasy Filmfest geht in seine 34. Runde und ist inzwischen eine feste Größe in der deutschen Medienlandschaft. In Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Nürnberg und Stuttgart findet das Genrefilmfestival inzwischen statt, zwischenzeitlich wurden auch immer mal wieder Städte wie Bochum, Dortmund und Hannover bespielt, doch dort konnte das FFF wegen mangelndem Besucherinteresse keinen Fuß fassen – im Gegensatz zu seinen erprobten Veranstaltungsorten. Außerdem findet mit den Fantasy Filmfest Nights und den Fantasy Filmfest White Nights zwei wochenendlange Ableger im Winter und Frühjahr statt, ehe im Herbst das Hauptfestival angesagt ist.
Vom 23. bis zum 27. September gastiert das FFF in Köln wie gewohnt in der Residenz. Im Krisenjahr 2020 muss das eingespielte Team rund um Festivalgründer Rainer Stefan jedoch ein wenig umstellen: Anstatt rund 50 Filme an elf Tagen zu zeigen, sind es dieses Jahr 21 Filme an fünf Tagen.
Kurator und Co-Direktor Artur Brzozowski berichtet von der turbulenten Organisation unter Corona-Bedingungen: „Die Planung der aktuellen Edition des FFF war in der Tat sehr ungewöhnlich; wir wussten die ganze Zeit nicht, ob und wann das Festival stattfinden kann. Auch die Hygieneregeln sind in jedem Bundesland unterschiedlich und ändern sich oft. Da wir unsere Veranstaltung in sieben Städten und sechs Bundesländern haben, war das wirklich wie ein Krimi.“ Es half, dass man im Juli schon die Fantasy Filmfest Nights nachgeholt hatte. „Dort konnten wir die Abläufe schon in klein erproben. Da alles gut verlief, haben wir uns entschieden das Hauptfestival durchzuziehen“, erzählt Brzozowski. „Da wir aber als nicht-subventioniertes Festival wirtschaftlich arbeiten müssen, haben wir uns dazu entschieden eine abgespeckte Variante auf die Beine zu stellen und zeigen 21 anstelle der üblichen 52 Filme.“
Auch der seit 2006 verliehene Fresh Blood Award, der im Rahmen des Festivals für besonders gelungene Erstlings- und Zweitlingswerke vergeben wird, musste bei angesichts des eingedampften Spielplans entfallen. „Dafür bräuchten wir minimum sieben Debütfilme. Bei insgesamt 21 Filmen könnte es zu sehr das gesamte Programm beeinflussen“, erläutert der Kurator die Entscheidung. Auch der traditionelle Kurzfilmslot „Get Shorty“ ist dieses Jahr nicht eingeplant.
Ansonsten bleibt sich das Festival trotz des eingeschränkten Rahmens treu, wieder sind für Eröffnungs- und Abschlussfilm sowie Centerpiece besondere Filme ausgewählt. Den Auftakt bestreitet dieses Jahr die schräge Fantasy-Komödie Palm Springs (2020), die auch schon beim Sundance Festival zu sehen war. Lonely-Island-Comedian Andy Samberg und Cristin Milotti erleben als Hochzeitsgäste ihren persönlichen Murmeltiertag, als sie in eine Zeitschleife geraten und mit den Möglichkeiten des zeitlichen Resets spielen. Als Centerpiece ist die durchaus gewalttätige Außenseiterromanze Dinner in America (2020) zu sehen. Kyle Gallner als kettenrauchender Rebell und Emily Skeggs als ungelenkes Mobbing-Opfer finden einander, ehe sie sich auf den gemeinsamen Lebensweg machen, der als erstes zu einem Punkkonzert führt. Ebenfalls dem Komödiengenre ist der Abschlussfilm Bloody Hell (2020) zuzuordnen, der aber die derbere Partykracherschiene bedient. Vom Programmheft als „Gore-Comedy“ angekündigt, geht es um den frisch aus dem Knast entlassenen Rex, der seiner inneren Stimme folgt und die USA gen Finnland verlässt. Keine gute Idee der inneren Stimme, denn bald gibt es Tote und Rex hängt im Folterkeller von der Decke.
Der Rest des Programms bietet die FFF-typische, wilde Mischung, bei der Mainstream neben Midnight Movies steht, Arthouse auf Grindhouse trifft. Die neuen Werke einiger Dauergäste sind dieses Jahr am Start: Von Neil Marshall (The Descent, 2005; Doomsday, 2008) kommt der historische Hexenjagd-Rachethriller The Reckoning (2020), Um-die-Ecke-Denker Quentin Dupieux (Rubber, 2010; Wrong Cops, 2013) hat mit Mandibles (2020) die nächste seiner abgedrehten Komödien abgedreht, in der zwei Volltrottel eine Riesenfliege im Kofferraum eines geklauten Autos vorfinden. Außerdem sind Filme aus aller Herren Länder am Start: In dem norwegischen Taucherthriller Breaking Surface (2020) muss die Protagonistin ihre Schwester mit Luft versorgen, die nach einem Unfall in der Tiefe festsitzt, in der taiwanesischen Horror-Comedy Get the Hell Out (2020) bricht die Zombiesuche im Parlament aus, während der russische Sputnik (2020) von einem mörderischen Alien erzählt, das im Jahr 1983 auf der Erde abstürzt. David-Cronenberg-Sohn Brandon erzählt in seinem Zweitlingswerk Possessor (2020) von einer Auftragskillerin, welche die Körper anderer Leute übernehmen und für ihre Zwecke nutzen kann, und schreibt damit den Body-Horror seines berühmten Vaters fort. Politsatirenprofi Armando Iannucci (In the Loop, 2009; The Death of Stalin, 2017) begibt sich auf neues Terrain, wenn er mit The Personal History of David Copperfield (2019) den Charles-Dickens-Klassiker bildgewaltig und mit Starbesetzung verfilmt. Und wer lieber krudes Mitternachtskino sehen will, der wird mit Filmen wie Slaxx (2020) und PG: Psycho Goreman (2020) bedient. In ersterem mischt eine mordende Jeanshose (!) ein Bekleidungsgeschäft auf, in letzterem erlangen zwei Kids die Befehlsgewalt über einen mörderischen Alien-Warlord – als blutig-splattriges Partykino sind beide angelegt.
Das komplette Programm, Möglichkeiten zum Ticketerwerb und alle weiteren Infos gibt es auf der Homepage des Festivals.
Nils Bothmann